Janine Weirich und Géraldine Ulrichs erzählen uns im Interview, wie sie aus ihrer Bachelorarbeit neben dem Master das Start-up Xeem gemacht haben und wie sie Unternehmen und Talente zusammenbringen.

Wer nach dem Studium in den ersten, richtigen Job starten möchte, stellt schnell fest, dass hierfür bereits erste berufliche Erfahrungen erwartet werden. Über die Logik dieser Anforderung lässt sich streiten, aber wer schon während des Studiums Praxis-Stationen nachweisen kann, hat es tatsächlich leichter. Nicht nur, weil es verlangt wird, sondern vor allem, um selbst herauszufinden, wo die berufliche Reise hingehen soll. Die Gründerinnen des EdTech-Unternehmens Xeem hatten im Bachelorstudium die Möglichkeit, Unternehmen kennenzulernen und gemeinsam Projekte umzusetzen. Das möchten sie nun allen Studierenden ermöglichen.

 

Wie genau kam es zur Gründung von Xeem?

Janine: Startpunkt war die Hochschule Darmstadt, denn dort haben wir den sehr praxisorientierten Studiengang Interactive Media Design belegt und uns kennengelernt. Xeem war das Resultat unserer gemeinsamen Bachelorarbeit. Wir wollten nicht, das die Idee dahinter im Schrank einstaubt, sondern daran weiterarbeiten. Das haben wir auch getan – anfangs noch neben dem Master-Studium. Für eine Unterstützung haben wir uns auf das Hessen Ideen Stipendium und später nach dem Studium auch auf das Exist Gründerstipendium beworben und waren sehr glücklich, beide bekommen zu haben. Inzwischen haben wir auch die Xeem GmbH gegründet.

Géraldine: Mit Xeem wollen wir Studierenden ermöglichen, in Kontakt mit Unternehmen treten zu können. Bei unserem Studiengang konnten wir das und wissen daher, wie wichtig diese Praxisnähe ist. Wir konnten uns bei Projekten, zum Beispiel bei der Konzeption einer App, selbst ausprobieren, eigene praktische Erfahrungen sammeln, einfach mitmischen. Damit sollten Studierende nicht erst im Berufsleben anfangen, denn da ist das ja oftmals schon gefordert. Natürlich gibt es auch Werkstudenten-Jobs, die schon einen ersten Eindruck bieten, aber die sind häufig sehr einseitig und es geht eher um Hilfsarbeiten.

 

Und mit Xeem können Studierende die Berufswelt-Luft schnuppern?

So sieht das Challenge-Angebot auf der Plattform Xeem aus. (Foto: Xeem GmbH)

So sieht das Challenge-Angebot auf der Plattform Xeem aus. (Foto: Xeem GmbH)

Géraldine: Genau, sie sind mit realen Herausforderungen der teilnehmenden Unternehmen konfrontiert und absolvieren diese Online-Challenges. Aktuell kann man sich bei uns mit der Frage „Wie kann es Vodafone schaffen alle CO2-Emissionen auf Null zu senken und einen Beitrag zu einer klimaneutralen Welt leisten?“ beschäftigen und Ideen einreichen. Die Challenges decken ganz verschiedene Fachbereiche ab. Auf diese Weise können Studierende herausfinden, welches Thema sie interessiert und Unternehmen besser kennenlernen. Bei unserem ersten Kunden Merck denken viele nur an ein Pharmaunternehmen, ohne zu wissen, dass sie zum Beispiel ein spannendes Innovation Center haben. Die Unternehmen können sich so auch potenziellen Bewerbern und vor allem der Generation Z präsentieren. Unsere Online-Challenges sind quasi eine innovative Recruiting-Methode und für beide Seiten eine spannende Chance.

 

Die Challenges finden online statt. Gibt es auch einen persönlichen Austausch?

Janine: Kürzlich erst hatten wir bei Ergo ein Pitch-Event. Bei manchen Challenges gibt es die Möglichkeit, das Erarbeitete vor dem Unternehmen zu präsentieren. Das war für Ergo und auch die Talente ein tolles Erlebnis.

 

Inwiefern können die Unternehmen rechtlich gesehen dann auch die Ideen verwenden?

Géraldine: Die Unternehmen erhalten ein einfaches Nutzungsrecht, sodass sie mit den Ergebnissen der Challenges arbeiten dürfen. Das ist ein wichtiger Aspekt, denn die Aufgabenstellung der Challenge ist bei ihnen ja ein tatsächliches Problem, für das sie Lösungen suchen. Für eine exklusive Nutzung müssen sie dann aber mit den Studierenden in Verhandlung gehen.

 

Wieso wolltet ihr mit Xeem schon während des Master-Studiums starten?

Janine: Wir wollten nicht bis nach dem Masterabschluss warten, weil wir einfach so für Xeem brennen. Das Feedback von Seiten der Unternehmen, aber auch der Studierenden, hat uns sehr motiviert. Und wir konnten beides auch einfach gut verknüpfen: In Wahlkursen haben wir den Businessplan für Xeem geschrieben oder für Social Media ein Video mit einem Lama gedreht. Professoren oder das Netzwerk von Kommilitonen haben uns bei den ersten Schritten der Gründung geholfen.

 

Ihr zwei seid nicht nur geschäftlich miteinander verbunden, sondern auch privat eng befreundet. Inwiefern hilft oder stört das bei Eurer Gründung?

Janine: Das stimmt, wir sind sehr enge Freundinnen geworden und ich bin ja auch Patentante von Geraldines neugeborenem Kind. Dadurch kennen wir unsere gegenseitigen Stärken und Schwächen vermutlich besser als andere Gründerteams. Hinderlich ist das eigentlich nicht. Und wie bei den meisten Gründerteams gibt es auch bei uns einen Teamvertrag, in dem wir zum Beispiel gemeinsam festgelegt haben, wie wir uns bei Uneinigkeiten verhalten wollen. Die Erstellung war ein Teil des Hessen Ideen Stipendiums und ist immer ratsam, auch wenn man denkt, man bräuchte das nicht.

 

Welche Ziele und Pläne habt ihr für das nächste Jahr?

Géraldine: Wir möchten unseren Umsatz vervierfachen, daher gilt es in erster Linie viel mehr Online-Challenges umzusetzen. Bisher haben wir viel manuell gemacht: die Challenges anlegen, die Ergebnisse in Präsentationen einpflegen, die Zertifikate erstellen. Das sind perfekte Aufgaben für einen Algorithmus und inzwischen haben wir dafür gesorgt, nicht alles händisch machen zu müssen. Der Grundstein für eine Skalierung der Challenges ist also gelegt. Die Plattform möchten wir dann unter anderem um einen eigenen Account für die Unternehmen erweitern.

 

Das Interview führte Gesine Wagner.

Du willst mehr erfahren? www.xeem.de

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Janine war auf unserer 10. Gründen, Fördern, Wachsen am 18. November 2021 und hat dort Xeem als Best Practice auf der Bühne vorgestellt:

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