Kaum volljährig hat Julia Metje mit 19 ihr erstes und kurze Zeit danach auch ihr zweites Unternehmen gegründet. In unserem Interview erzählt sie uns, wie sie es geschafft hat, neben ihrem Start-up „VisionWall“ noch zu studieren und bei einer Agentur zu arbeiten und wie Fußball beim Gründen eines Unternehmens helfen kann.

Bereits mit 19 Jahren hast Du Dein erstes Unternehmen gegründet. Kurz darauf sogar ein zweites. Welche Erfahrungen hast Du als junge Unternehmerin gemacht und hattest Du Schwierigkeiten, Dich durchzusetzen?

Ich konnte in dieser Zeit wirklich sehr viel lernen und habe vieles zum ersten Mal gemacht. Oft wurde ich ins kalte Wasser geschmissen, musste improvisieren und mit Rückschlägen umgehen. Das ist aber normal, denke ich. Vor allem habe ich jede Gelegenheit genutzt, um mich und mein Produkt zu präsentieren. Egal ob vor 10 Leuten oder vor 5.000. Am liebsten würde ich in solchen Momenten zu Hause auf der Couch in meiner Komfortzone sein, aber davon wächst ein Unternehmen auch nicht. ?

Ich habe gelernt, je öfter ich etwas tue, desto leichter wird es für mich. Vor allem habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich auch ganz deutlich Nein sagen und an mancher Stelle ein Machtwort sprechen muss, wenn ich erfolgreich sein möchte. Mittlerweile kann ich viel besser mit Menschen umgehen, die mich und mein Produkt nicht gut finden oder ohne Grund einfach total unprofessionell und unfreundlich sind. Der Schlüssel liegt glaube ich darin, nicht alles so persönlich zu nehmen, wozu ich aber manchmal immer noch neige.

Neben Deinem Start-up „VisionWall“ arbeitest Du außerdem bei der Agentur SOMEO und hast während der Gründungszeit noch studiert. Wie schwer ist es, das alles unter einen Hut zu bekommen? Gibt es einen Ratschlag, den Du den Gründern mitgeben möchtest, die sich nebenberuflich selbständig machen?

Ich habe vor zwei Jahren SOMEO gegründet und ziehe mich dort jedoch immer mehr zurück, da die Geschäftsführung bei meinem Kollegen Dennis Schneider liegt. Ich denke, es ist wichtig einen Fokus zu setzen. Seit Oktober bin ich keine Studentin mehr und merke, wie es seitdem mit meinem Business besser läuft. Dennoch sollte man meiner Meinung nach, wenn man eine Idee hat, sofort mit der Umsetzung beginnen und nicht warten, bis man 100% Zeit dafür hat. Wenn man sich reinkniet schafft man nämlich auch zwei Dinge parallel, aber natürlich sind die Ergebnisse nicht so toll, wie wenn man sich einen Fokus setzt. Aber es gibt so viel zu tun in einem Gründungsprozess, sodass diese „Vorarbeit“ und die Ausarbeitung einer Idee schon während einer anderen Tätigkeit erledigt werden kann. Ich bin außerdem schon immer ein großer Fan davon, ein Produkt an den Markt zu bringen und dann die Reaktionen abzuwarten und sich flexibel anzupassen, anstatt drei Jahre alles im Keller zu planen und am Ende kommt doch alles ganz anders als gedacht. Immer das Produkt am Markt entwickelt. So meine Devise.

Du lebst und arbeitest in Bad Homburg. Wie wichtig ist für Dich der Bezug zur Region? Könntest Du Dir vorstellen, in einer anderen Stadt zu arbeiten und zu leben?

Den Bezug zur Region habe ich vor allem, weil ich hier aufgewachsen bin. Ich habe in der Region mein Abitur gemacht und sogar hier studiert. Als ich Bad Homburg auch noch als Wirtschafsstandort kennengelernt habe, war mir eigentlich klar, dass ich hier bleibe. Ich bin mittlerweile in der Unternehmerszene so gut vernetzt, dass ich immer für alles den richtigen Ansprechpartner finde. Ich glaube, wenn ich woanders arbeiten würde, müsste ich nochmal bei 0 anfangen was die Kontakte angeht, aber spannend wäre es sicherlich auch.

In Deiner Freizeit spielst Du gerne Fußball. Gibt es Eigenschaften, die Du sowohl auf dem Platz als auch im Berufsalltag brauchst?

Es gibt sehr viele Schnittstellen und ich bin froh, dass ich einer Teamsportart nachgehe. So habe ich gelernt mit den unterschiedlichsten Menschen aller Altersgruppen zurecht zu kommen und gemeinsam ein Ziel zu verfolgen. Ich habe gelernt, wie wichtig eine gute Teamführung und Gespräche sind, aber auch klare Ansagen auf dem Platz. Ich weiß was es heißt, gemeinsam Niederlagen einzustecken und nicht wütend auf Mitspieler zu sein, deren Leistung einem nicht gepasst hat, sondern gemeinsam in die Kabine zu gehen und nach vorne zu blicken. Außerdem habe ich gelernt, sich richtig durchzubeißen. Früher wurde ich Kampfterrier genannt. Da war ich die kleinste im Team und musste trotzdem immer die Manndeckung der stärksten Gegenspielerin übernehmen. Ich wurde definitiv zum Teamplayer, habe aber auch gelernt, für meine Fehler Verantwortung zu übernehmen.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft? Könntest Du Dir vorstellen, ein weiteres Start-up zu gründen?

Ich will in den nächsten Jahren „VisionWall“ zum führenden Anbieter für schallschluckende Bilder in Deutschland, Österreich und der Schweiz machen. Danach schließe ich eine Expansion in andere Länder nicht aus. Da ich aber immer wieder neue Ideen habe, schließe ich auch nicht aus, „VisionWall“ einmal zu verkaufen, um mich neuen Projekten zu widmen. Ich habe bereits eine neue Idee, an der ich arbeite. Hierbei lege ich vor allem einen Fokus auf Umweltschutz, weil ich einen sinnvollen Beitrag zum Schutz unseres Planeten leisten will. Ich kann mir auch vorstellen, andere Gründer als Speakerin zu inspirieren und ein Buch zu schreiben aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt widme ich mich erstmal „VisionWall“.