Wie kamst Du auf die Idee, Drohnen zur Inspektion und Instandhaltung von historischen Gebäuden zu nutzen?
Ich habe mir gezielt eine Gründungsidee überlegt, mit der ich meine Kompetenzen und Interessen gut kombinieren kann. Das sind mein Faible für historische Bauwerke, meine Projektmanagement- und Kommunikationsfähigkeiten und mein Studium des Bauingenieurwesens.
Ich hatte und habe noch weitere Ideen, doch diese erschien mir die, mit dem für mich und meinem Background größten Potenzial zu sein. Hinzu kamen Aspekte wie Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit. Außerdem kann ich mit meinem Angebot dazu beitragen, dass historische Bauwerke als wertvolles Kulturgut für die Nachwelt noch besser erhalten bleiben. Für die Inspektion und Instandhaltung historischer Bauwerke Drohnen einzusetzen, ist eine sehr effiziente und effektive Vorgehensweise.
Welche Vorteile bringt der Einsatz Deiner Drohnen mit sich?
Die Vorbereitungszeit für einen Einsatz ist sehr kurz, sodass Inspektion und Zustandsanalyse der Bauwerke mit geringem Zeitaufwand erfolgen können. Personalkosten werden eingespart, da z.B. keine Industriekletterer benötigt werden, und gleichzeitig auch Materialkosten, denn Gerüste oder Hubsteiger sind nicht mehr notwendig. Die Inspektionsaufnahmen sind qualitativ sehr hochwertig und können in nachgelagerter Software z.B. zu 3D-Modellen weiterverarbeitet werden.
Diese Flugergebnisse können von Architekten oder Handwerkern zu Vermessungszwecken oder für die Erstellung von Ausschreibungen zeitnah verwendet werden. Auch die gewonnene Arbeitssicherheit bzw. das vermiedene Unfallrisiko sprechen für den Einsatz von Drohnen.
Zwischen der Entwicklung der Geschäftsidee und der letztendlichen Gründung lagen verteilt über einen Zeitraum von rund neun Monaten einige Meilensteine:
Zunächst habe ich ein Referenzprojekt mit einer Kirchengemeinde umgesetzt und dabei getestet, ob die Inspektion mit Drohnen für meine Kunden interessant ist. Hierbei musste ich auch herausfinden, ob die Umsetzung mit meinem Team funktioniert und die Qualität der Aufnahmen passt. Das wichtigste Kriterium war natürlich das Feedback des Kunden, seine Zufriedenheit.
Auch die Optimierung des nächsten Prozessschrittes, die Aufnahmen per Software in ein 3D-Modell zu überführen, war sehr wichtig.
Der nächste wichtige Meilenstein war der Schritt in die Öffentlichkeit. Ich habe an meinem ersten Wettbewerb teilgenommen, dem women & work „Erfinderinnenpreis“ 2018. Dafür habe ich mein Konzept sowie meine Prozesskette weiterentwickelt und dann überraschenderweise in der Kategorie „Geschäftsmodell und Organisation“ gewonnen.
In den nächsten Wochen habe ich sowohl meine Akquise in Richtung Industriekunden ausgeweitet und evaluiert, inwiefern für diese die Inspektion mit Drohnen relevant und attraktiv ist.
Der letzte Meilenstein vor der Markteinführung von „Zangano“ war das Branding für mein junges Unternehmen. Ein passender Unternehmensname musste her. Zangano ist spanisch und bedeutet übersetzt „Drohne“. Dazu kam ein Logo und ein neuer Internetauftritt. Im letzten Frühjahr startete ich mit „Zangano“.
Deine Kunden sind unter anderem auch öffentliche und staatliche Einrichtungen. Wie erreichst Du Deine Kunden und wie wird Deine Geschäftsidee aktuell angenommen?
Meine Kunden erreiche ich oft über den „klassischen Weg“. Ich habe Veranstaltungen besucht, wo sich potenzielle Kunden wie Architekten, Bauingenieure oder Ansprechpartner im Bereich historische Bauwerke treffen und austauschen. Genauso habe ich aber auch Kunden über Zeitungsartikel erreicht und über Empfehlungen.
Die Geschäftsidee selbst wird gut angenommen, vor allem wenn ich die Möglichkeit bekomme, die Projektergebnisse durchgeführter Befliegungen zu präsentieren. Seit kurzem biete ich auch virtuelle Konferenzen und Live Talks an, um meine Dienstleistung vorzustellen. Hierzu lade ich einen bestimmten Kreis an Interessenten ein, die oft erstmals Erfahrungen mit Online-Konferenzen sammeln.
Bei vielen ist häufig noch eine gewisse Skepsis gegenüber Drohnen spürbar. Sobald ich jedoch die Vorteile, also den Mehrwert der Inspektion mit Drohnen erläutere, wandelt sich die anfängliche Skepsis in Begeisterung – spätestens wenn ich die Ergebnisse der Aufnahmen zeige.
Die Arbeit mit der Drohne direkt macht den kleineren Teil meiner Tätigkeit aus. Rund um ein Projekt nehmen viele Aufgaben wie Akquise, Projektmanagement und Kommunikation mit den Projektbeteiligten auf Kundenseite viel Zeit in Anspruch. Auch die Beurteilung und Klärung der flugrechtlichen Situation vor Ort, Einholen von Genehmigungen falls erforderlich und Information von Behörden sind wesentliche Projektbausteine.
Obwohl ich selbst eine drohnenflugtechnische Ausbildung habe, arbeite ich mit verschiedenen Teams, um den Kunden mit seinen spezifischen Projektzielen bestmöglich bedienen zu können. In diesen Teams sind Kollegen, die sich fast ausschließlich mit dem fliegerischen Aspekt beschäftigen und als Copterpiloten tätig sind. Das hat für mich bzw. Zangano den großen Vorteil, dass ich immer topausgebildete und flugtechnisch erfahrene Teams einsetzen kann, die sich auf diesen Aspekt konzentrieren und mir Topergebnisse erstellen.
Unterschiedliche Drohnen mit spezifischen Kameras sind essenziell, da die Projektarten (Bauwerke vs. Industrie, Außen- vs. Inneneinsatz) und auch deren Ziel variieren (z.B. Detailaufnahmen, Übersichtsflug, Detailinspektion, Erfassung eines Schadens, regelmäßiges und vorausschauendes Monitoring). Daher halte ich die Auswahl des Teams und den Einsatz der passenden Drohne flexibel.
Was möchtest Du Gründern, die sich ebenso mit moderner Technologie beschäftigen, mitgeben?
Ich möchte den Gründern mit auf den Weg geben, sich ein oder mehrere Referenzprojekte zu suchen und mit diesen den technologischen Ansatz auszutesten; wenn möglich mit verschiedenen Varianten, technischen Hilfsmitteln oder Methoden. Das hängt sehr von der Geschäftsidee und Technologie, die eingesetzt werden soll, ab. Man muss auch kontinuierlich nachjustieren und „am Ball bleiben“, sich über Weiterentwicklungen, neue Modelle und Verfahren informieren. Hierfür ist es sehr hilfreich, sich in Fachforen oder auf Veranstaltungen auszutauschen.
Letztendlich hat sich aus meiner Sicht immer bewährt: Einfach mal machen und mutig sein. Entscheidungen treffen, auch wenn es gelegentlich im Nachhinein die falschen waren, nicht zu lange zögern und die letzten 20 % technisch auch noch optimieren zu wollen. Das geht auch noch später. Machen, versuchen, Proof of Concept. Und je nach Ergebnis kann man dann weiter mit der Technologie fortfahren oder eine Alternative definieren und evaluieren.
Du willst mehr über Zangano erfahren? www.zangano.de
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