„Jahrelang war ich davon überzeugt, dass Möbel Schaumann mindestens 10 Nummern zu groß ist für mich“, schreibt Lena Schaumann auf LinkedIn. Gemeint ist das Familienunternehmen ihres Vaters in dritter Generation, bei dem naheliegt, dass sie irgendwann als Nachfolgerin einsteigt. Sie wollte nicht für immer im Schatten ihres Vaters stehen und ihre eigenen Fußstapfen hinterlassen. Also hat sie ihr eigenes Unternehmen gegründet und einen Online-Shop aufgebaut. Wie die ersten Jahre als Unternehmerin waren, hat Lena uns im Interview erzählt.

Lena, wie kam es zu der Gründung von Lumizil.de?

Ich komme aus einer Unternehmerfamilie, mein Vater führte das Unternehmen Möbel Schaumann in dritter Generation. Eigentlich hatte ich aber nicht vor, da einzusteigen. Nach der Schule habe ich erstmal eine Bankausbildung gemacht und habe dann BWL studiert. Ich wollte schon etwas Unternehmerisches machen, also habe ich nach dem Studium selbst gegründet. Das Thema Möbel gefiel mir durch unser Familienunternehmen schon, deshalb habe ich im Jahr 2014 angefangen einen Online-Shop für Möbel aufzubauen. Operativ habe ich das alleine gemacht, hatte aber sehr schnell auch Business Angel dabei. Das Unternehmen meines Vaters hatte zu dem Zeitpunkt noch keinen Online-Shop und auch kein Digitalwissen. Aber Synergien gab es dann durch Lieferanten-Kontakte, Lagerräume, Sortimente. Ich musste mich also mit ganz vielen Nebenschauplätzen glücklicherweise nicht beschäftigen, so dass der Shop schnell live gehen konnte. Im dritten Jahr circa haben wir eine operative Null geschrieben.

 

Was genau war das Ziel des Online-Shops?

Zu der Zeit gab es zwar schon Online-Shops in der Branche, zum Beispiel Home24, aber im Möbelbereich noch gar kein Multi- bzw. Omni-Channel-Konzept. Es gab stationäre Möbelläden oder eben reine Online-Shops. Das Ziel meiner Gründung war es also, beide Welten zu verknüpfen und die jeweiligen Vorteile nutzbar zu machen.

 

Was sagte Deine Familie zu Deinen Gründungsplänen?

Mein Vater fand es auf der einen Seite ganz cool, dass ich selbst etwas aufbauen wollte. Auf der anderen Seite hat er sich selbst schwer damit getan, in den Aufbau einer Online-Marke zu investieren. Das ist schon ein anderes Business als der stationäre Handel, bei dem anfangs ein Gebäude gekauft wird, das ja dann von Beginn an einen Wert hat für das Unternehmen. Das ist im Online-Geschäft nicht so. Deswegen war das für ihn schwer vorstellbar, was ich da vor hatte. In einem Interview hat er mal gesagt, dass er dachte, mit der Gründung werde ich wohl nie seine Nachfolgerin.

 

Lena Schaumann ist nun die vierte Generation von Möbel Schaumann.

Lena Schaumann ist nun die vierte Generation von Möbel Schaumann. (Foto: Möbel Schaumann)

Vor zwei Jahren hast du dann aber die Nachfolge angetreten. Gefällt Dir diese Art der Selbständigkeit besser?

Rückblickend finde ich persönlich die Nachfolge tausendmal spannender als die Gründung. Ich finde das einfach cool, etwas Bestehendes zu nehmen und in die neue Zeit zu übersetzen. Das Unternehmen ist stabil, hat Ressourcen und viel Potenzial. Direkt nach dem Studium sein „eigener Boss“ zu sein mit dem Online-Shop, war natürlich auch nicht schlecht.

 

Wie waren für Dich die ersten Jahre als Geschäftsfrau?

Anfangs habe ich natürlich auch falsche Entscheidungen getroffen, zum Beispiel was das Personal anging, indem ich mich zu schnell für jemanden entschieden habe und dann doch eine Kündigung aussprechen musste. Solche Führungsthemen waren zunächst schwer. Und sowohl der E-Commerce-Bereich als auch die Möbelwelt ist sehr Männer-lastig. Da musste ich mich auch erstmal zurecht finden und bin bestimmt an der einen oder anderen Stelle entweder übers Ziel hinausgeschossen oder aber habe mich zu sehr zurück genommen.

 

Inzwischen ist dein Herzensthema als Unternehmerin „people first“, wieso?

Ich bin der Überzeugung, dass wir den Mitarbeiter wieder viel mehr in den Fokus setzen müssen. Es geht nicht darum, dass ich als Geschäftsführerin vorne weg laufe und alle hinterher. Ich sehe es so, dass ich hinter denen stehe und im Zweifel auffange, wenn mal Fehler gemacht werden und unterstütze. Führungskräfte müssen auch lernen, ihre Mitarbeiter einfach mal machen zu lassen. So eine Kultur kommt dann am Ende auch beim Kunden oder Geschäftspartner an. Ich selbst arbeite nicht mehr mit Lieferanten zusammen, bei denen die Menschlichkeit nicht stimmt.

 

Welche Fähigkeit ist für Unternehmer und Unternehmerinnen wichtig?

Ich finde es ist wichtig, den Mut zu haben, eigene Entscheidungen zu treffen. Ganz ehrlich, im Business wird viel zu viel aus dem Kopf heraus entschieden. Unternehmer und Gründer brauchen ein gutes Bauchgefühl und sollten das auch einsetzen. Als BWLerin war ich natürlich auch sehr trainiert auf den Kopf, aber ich merke mit jedem Tag, dass ich das eigentlich gar nicht bin, sondern ein Bauchmensch. Früher habe ich versucht jede Idee, auch wenn sie intuitiv war, mit Zahlen zu belegen. Heute traue ich mich mehr auf mein Gefühl zu hören, das ja auch aus den Erfahrungen der letzten Jahre gewachsen ist.

 

Du willst mehr erfahren? www.lena-schaumann.de

Möbel Schaumann aus Kassel gehörte zu den Halbfinalisten des Hessischen Gründerpreises 2021 in der Kategorie „Zukunftsfähige Nachfolge“.