Das Junguternehmen braceless digitalisiert den Markt für Zahnkorrektur

Björn, Patrick und Nikolai haben sich gesucht, gefunden und gemeinsam ein besonderes Produkt mit digitaler Betreuung geschaffen. In unserem Interview erzählt Patrick, wie sie die Gründung erlebt haben und wie sie den Markt ihres Produktes einschätzen.

Wir würden gerne mehr über Euch erfahren! Wie kam es dazu, dass Ihr drei braceless gegründet habt? War von Anfang an klar, wer welche Rolle übernimmt?

Die Idee zu braceless kam Björn, als er zur Korrektur seiner eigenen Zahnfehlstellung bei einem Kieferorthopäden anfragte und dieser über 8.000 € für die Behandlung veranschlagte. Das motivierte ihn, darüber nachzudenken, wie man unauffällige kosmetische Zahnkorrektur zu einem fairen, für jeden bezahlbaren Preis anbieten kann. Aufgrund seiner persönlicher Erfahrung mit 3D-Technologie hatte er eine Vorstellung, wie dieses Ziel realisierbar sein könnte und entwickelte daraufhin ein erstes Konzept. Im Mai letzten Jahres kam Björn dann mit seiner Idee auf mich zu und musste mich nicht lange überzeugen. Als alte Schulfreunde vom Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg kannten wir uns sehr gut und das Geschäftsmodell klang wirklich vielversprechend, also beschlossen wir kurz darauf, die Sache gemeinsam anzugehen.

Den Sommer verbrachten wir damit, das Konzept weiter auszuarbeiten und die Gründung vorzubereiten. Schnell wurde uns klar, wie viel Arbeit da vor uns liegt und deshalb beschlossen wir, uns gerade für den Start weitere Unterstützung ins Team zu holen. Mein Studienfreund Nikolai hatte sich unabhängig von uns bereits selbst mit dem Markt für kosmetische Zahnkorrektur auseinandergesetzt und nach einigen gemeinsamen Treffen entschieden wir uns, braceless zu Dritt zu gründen.

Die interne Rollenverteilung war dabei eigentlich von Anfang an relativ klar. Da Björn quasi in der Dentalwelt aufgewachsen ist und sich auch mit den zugehörigen Technologien bestens auskennt, kümmert er sich insbesondere um alle produktbezogenen Themen. Meine Hauptaufgabenfelder sind Finanzen und die Geschäftsprozesse, also eher klassische betriebswirtschaftliche Bereiche, während Nikolai sich ausschließlich um den Aufbau der Marke braceless sowie um unseren Markteintritt kümmerte. Gerade bei der Gründung eines Unternehmens kommt es aber natürlich darauf an, flexibel zu sein. So hat jeder von uns zusätzlich zu seinen Kernbereichen sehr vielfältige Aufgaben übernommen, je nachdem was gerade angefallen ist.

Es gibt bereits einige Anbieter, die eine Zahnfehlstellung mit Hilfe von durchsichtigen Schienen korrigieren. Wodurch unterscheidet Ihr Euch von Mitbewerbern am Markt? Welche Vor- oder Nachteile habt Ihr durch die vielen Mitbewerber?

Das stimmt, neben braceless gibt es noch einige weitere digitale Anbieter von transparenten Zahnschienen. Darin sehen wir aktuell allerdings hauptsächlich Vorteile. Zum einen helfen unsere Konkurrenten dabei, den Markt zu erschaffen. Sie informieren den Kunden über das Produkt und die neue Möglichkeit, kosmetische Zahnkorrektur auch digital durchführen zu können. Des Weiteren bieten sie uns eine Referenzmöglichkeit. Der Wettbewerb fordert uns, dient aber auch als Motivation, alles zu geben und sich stets weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Außerdem gibt es natürlich Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Anbietern. Während einige zwar online durchsichtige Zahnschienen verkaufen, die Behandlung aber nur mit physischem Kontakt zwischen Kunde und Zahnarzt anbieten, geben wir dem Kunden die Möglichkeit, sein neues Traumlächeln im Idealfall ohne einen einzigen Zahnarztbesuch zu realisieren. Auf Wunsch kann er natürlich zu einem unserer Partnerärzte gehen, dies soll aber keine Voraussetzung sein

Wenn Ihr die letzten Monate Revue passieren lasst: Worauf seid Ihr besonders stolz? (Gründung 16. Oktober 2018)

Ich denke, dass wir schon einiges erreicht haben. Ein paar Dinge freuen uns aber natürlich besonders. Das wäre zum einen die kurze Zeit, die wir bis zum Go-to-Market benötigt haben. Es ist absolut nicht selbstverständlich, dass man weniger als drei Monate nach der Gründung bereits operativ ist und an den Markt gehen kann. Wir sind daher glücklich, dass das so schnell geklappt hat. Das allein bringt einem allerdings wenig, wenn das eigene Produkt nicht angenommen wird. Deshalb waren wir zum anderen sehr froh, als wir schon wenige Tage nach unserem Go-live die ersten Bestellungen erhielten. Das Interesse ist sehr groß und hat bisher nicht nachgelassen, sondern eher zugenommen, was wir als Anhaltspunkt dafür sehen, dass wir bei der Konzipierung unseres Produkts und des Geschäftsmodells nicht alles falsch gemacht haben können.

Darüber hinaus freuen wir uns aber insbesondere darüber, dass wir ein wirklich tolles Team zusammenbekommen haben, das uns prima unterstützt und jeden Tag sein Bestes für das Lächeln unserer Kunden gibt. Wir verbringen unseren Arbeitstag mit Freunden und das ist enorm wertvoll.

Welche Herausforderungen hattet Ihr, besonders mit Blick auf die strengen medizinischen Richtlinien in Deutschland?

Die Gründung eines Start-ups stellt einen täglich vor kleinere und größere Herausforderungen aller Art, da ist es schwer, einzelne besonders hervorzuheben. Große regulatorische Hindernisse haben wir bisher allerdings noch keine überwinden müssen, da wir uns, wie zuvor beschrieben, auf kosmetische Zahnkorrektur beschränken. Wir und unsere Partner halten uns an alle nötigen Zertifizierungen, erfüllen höchste Qualitätsstandards und nutzen nur bewährte Materialien aus dem Dentalbereich. Die transparenten Zahnschienen als solche sind bereits seit über 20 Jahren in Verwendung und mit ihnen wurden weltweit schon Millionen von Menschen erfolgreich behandelt. Wir waren also auch nicht mit einem aufwändigen Produktzulassungsprozess konfrontiert.

Was ist Euer ultimativer Tipp für alle Gründungsinteressierten da draußen?

Findet die richtigen Mitgründer. Es ist enorm schwierig, die Reise alleine erfolgreich zu bestreiten. In vielen Situationen war es für uns Ansporn und Motivator, dass der andere mit im Boot saß, und es macht definitiv mehr Spaß. Denkt aber gründlich über potentielle Partner nach und nehmt Euch die Zeit, Eure Zusammenarbeit auch auf die Probe zu stellen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Ihr in den nächsten Jahren mehr Zeit mit Euren Mitgründern verbringt als mit jeder anderen Person in Eurem Leben, deshalb sollte man diese Entscheidung auch mit Bedacht treffen.