Die Gründer Christopher Helm und Florian Zyprian sind auf der Suche nach den ganz großen Problemen. Und wenn sie eines gefunden haben, ist Konfuzio an der Reihe. Nein, nicht der philosophierende Konfuzius. Es geht um eine Künstliche Intelligenz und Software, die das Konfuse auflösen soll.

Christopher, was kann Konfuzio?

Kurz gesagt: Solving confusion. Übersetzt und etwas genauer heißt das, dass unsere KI unstrukturierte Daten wie Anträge oder E-Mails auslesen und verarbeiten kann. Lästige Arbeitsschritte wie Abtippen, Umbenennen oder Ablegen minimieren sich dadurch. Und je mehr der Mensch der Maschine beibringt, desto mehr lernt und vereinfacht sie – bis sie selbst lernt.

 

Also kann der Handwerker von nebenan dort seine Rechnungen einpflegen und hat weniger Arbeit?

Leider nicht. Es ist gedacht für Großunternehmen mit sehr vielen Dokumenten. Wir sprechen da zum Beispiel von 10.000 Zahlungsavisen jeden Monat. Man braucht immer eine gewisse Menge an Daten damit Automatisierung Sinn macht. Daher ist es auch wichtig, dass unsere Software verschiedene Dokumententypen lesen kann und nicht nur einen, wie es bei anderen Anbietern häufig ist.

Generell muss das Problem, das eine KI lösen soll, einfach groß genug sein. Die Entwicklung und der Betrieb sind sehr teuer. Wir erarbeiten mit unseren Kunden immer eine Antwort auf die Frage „Was bringt uns das eigentlich?“. Das Ergebnis muss die Kosten natürlich rechtfertigen, ohne dabei an die Grenze einer technischen Überoptimierung zu gelangen. Unser Job ist es, echte Verbesserungspotenziale herauszufiltern. Wir sprechen dabei die Zielgruppen Banken, Versicherungen und Immobilien an.

 

Wie genau teilt ihr euch die damit verbunden Arbeitsbereiche auf, oder gibt’s euch nur im Doppelpack?

Wir arbeiten schon seit dem Studium 2014 sehr eng zusammen. Doch inzwischen hat jeder sein eigenes Team. Mein Team konzentriert sich vollständig auf den Kunden. Es ist einfacher mit dem Kunden zu sprechen, wenn man währenddessen nicht ständig darüber nachdenkt, wie sich etwas auf die IT-Applikation auswirkt – das beschränkt die Fokussierung auf den Kunden. Ich muss den Kunden so verstehen, dass wir ihm die beste Applikation bauen können und Florian kümmert sich dann mit seinem Team darum, dass die Software läuft und dass der Kunde auch 24/7 ein hochsicheres System hat. Und er kontrolliert auch, dass die Software nichts falsches lernt. Beides ist wichtig: Die passende und gleichzeitig auch eine funktionierende Lösung.

 

Wann wusstet ihr, dass ihr euch mit euren Ideen selbständig machen wollt und dass man damit auch langfristig Geld verdienen kann?

Wir hatten schon früh erste Erfolge. Bei den meisten Hackathons, an denen wir teilgenommen haben, gewannen wir den ersten Platz. Florian war damals schon „Hero of BASF“, weil er dort wie auch bei der Deutschen Bahn-App zeigen konnte, dass Passwort und Username unverschlüsselt übertragen wurden. Später haben wir 100.000 € bei der Sparkasse gewonnen und merkten, dass wir das nicht nur als studentische Nebeneinkunft, sondern hauptberuflich machen wollen. Es ging uns nicht um eine riesige Vision oder den Börsengang im nächsten Jahr. Aber die Gewissheit, dass unsere Arbeit gut ankommt, hatten wir auch von meinem Mentor, einem CEO bei Siemens, denn der sagte: „Wenn ihr euch selbstständig macht, dann kaufe ich eure Software ein.“

 

Neben den Hackathons, also Programmierwettbewerben, können auch Accelerator- oder Inkubator-Programme für Startups ein echtes Sprungbrett sein. Worauf achtet ihr bei der Auswahl solcher Programme?

An solchen Programmen haben wir schon oft und immer gerne teilgenommen. Beispielsweise sind die EY Start-up Academy in Frankfurt, das InsurLab in Köln oder XPRENEURS und der InsurTech Hub in München als sehr gute Adressen zu nennen. Wichtig sind dabei vor allem drei Dinge. Zum einen wie die Gruppe der Teilnehmer, also die Kohorte, zusammen gesetzt ist. Das können so zwischen zehn und 15 Startups sein. Wenn sie alle im gleichen Stadium der Gründung sind, haben sie die gleichen Probleme und lernen sich leichter kennen – der Fit muss stimmen. Es dürfen aber auch keine Konkurrenten sein.

Außerdem muss der Inkubator oder Accelerator wissen, welchen Mehrwert er während des Projektes bieten möchte. Zum Beispiel kann es Ziel sein, Kontakt zu Unternehmen oder Investoren herzustellen. Je nach Ziel des Programms ist letztlich von Bedeutung, welchen Output es langfristig bietet. Also welche Partnerbeziehungen oder Kooperationen auch Jahre später noch bestehen oder ob sich Finanzierungsmöglichkeiten ergeben haben. Erfolgreiche Alumnis sind das Endprodukt von einem guten Inkubator.

 

Stichwort Kooperationen: Wie steht ihr zu der Zusammenarbeit von Startups und Mittelständlern?

Sie können beiden Seiten etwas bringen. Aber nur unter einer Voraussetzung: Wenn genügend Zeit aufgebracht wird sich gegenseitig kennenzulernen, um herauszufinden, was man voneinander lernen kann. Und für den Lerntransfer müssen die Kooperationspartner offen sein. Startups sind in der Regel sehr IT-bewandert und Mittelständler sind erfahren darin, einen Markt zu beurteilen. Und sie verstehen etwas von langfristiger Beziehungspflege. Ein erfahrener Geschäftsmann oder -frau weiß ganz genau, wann sein Kunde Geburtstag hat.

 

Zum Schluss noch drei schnelle Fragen: Was ist – heute noch – eure größte Herausforderung?

Dass wir den Kunden verstehen und dass der Kunde unsere KI versteht.

 

Welcher Marketingkanal ist für euch genau der richtige?

Bei LinkedIn erfährt man einiges über seine Geschäftspartner. Doch derzeit bevorzugen wir den Direktvertrieb. Und ohne Netzwerke geht sowieso nichts.

 

Ihr seid vor kurzem von der Millionenstadt München ins beschauliche Aßlar bei Wetzlar gezogen, warum?

Ich bin gebürtiger Hesse.

 

Du willst mehr erfahren? www.konfuzio.com

Das Interview führte Gesine Wagner.