Was machen zwei junge Menschen mit viel Know-How und einer Sinnkrise in ihrem bisherigen Job? Klar: Etwas Eigenes gründen. Die beiden Frankfurter Sascha Dreschinski und Sven Schondelmaier haben uns im Interview von ihrer Unternehmensgründung WHYAHEAD berichtet und erzählt, warum sie immer einen Purpose in den Mittelpunkt stellen.

Sascha Dreschinski und Sven Schondelmaier haben sich 2007 nach dem Abitur bei der Ausbildung zum Werbekaufmann kennengelernt. Sascha in der Kreationsabteilung als Copywriter und Sven im Accounting als Berater. Sie haben immer wieder gemeinsam in verschiedenen Werbeagenturen gearbeitet, sind der Eintracht Frankfurt durch Deutschland hinterher gereist und haben zwischenzeitlich auch zusammengewohnt – was auch der Startpunkt für die Gründung von WHYAHEAD im Dezember 2019 war. 

 

Ihr habt beide ungefähr zwölf Jahre lang in Werbeagenturen gearbeitet teilweise auch in derselben bevor ihr WHYAHEAD gegründet habt. Wie kam es eigentlich dazu? 

Sascha: Wir haben für viele Unternehmen Werbung gemacht. Darunter auch immer mal wieder für aus unserer Sicht sinnlose Produkte und Marken, hinter denen wir nicht standen: Red Bull, Lufthansa, Land Rover. Da kamen wir in eine kleine Sinnkrise. Als wir dann zusammenwohnten, haben wir angefangen, an der Idee unserer eigenen Agentur zu arbeiten. 

Sven: In meinem Master-Studium Business Innovation habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, auch die Umwelt, nicht nur im Sinne von Natur, sondern alles, was um ein Unternehmen herum passiert, in das wirtschaftliche Handeln miteinzubeziehen. WHYAHEAD ist sozusagen eine Mischung aus allen guten Dingen, die wir in Agenturen gesehen und gelernt haben, ohne all‘ das Schlechte aus der klassischen Werbeszene – wie zum Beispiel nicht zu hinterfragen, wie sinnvoll das Projekt oder Produkt des Kunden ist. Deswegen nennen wir das, was wir bei WHYAHEAD machen, auch nicht Werbeagentur, denn es ist mehr als das.  

 

Ihr habt einen Blogbeitrag, in dem ihr Euch „Frankfurts Werbeagentur für das Gute“ nennt. Worum geht es bei WHYAHEAD denn genau? 

Sascha: Im Prinzip genau das Gegenteil zu machen, von dem, was wir vorher gemacht haben. Mit Unternehmen wie Nestle würden wir erst einmal nicht zusammenarbeiten, es sei denn sie sagen, sie wollen sich um 180 Grad drehen oder können vorweisen, dass sie richtigen Impact kreieren wollen. Unsere Projekte kann man eigentlich in zwei Bereiche aufteilen: Wir arbeiten mit denen, die schon „gut“ sind, also rein purpose-getriebene Unternehmen. Für die machen wir Kommunikation. Die andere Zielgruppe sind Unternehmen, die begriffen haben, dass sie etwas ändern müssen, aber nicht wissen wie. Also zum Beispiel nachhaltiger zu wirtschaften. Bevor wir bei denen mit der Kommunikation starten, helfen wir dabei, diese neue Ausrichtung in die Strategie zu übertragen und in der Unternehmenskultur zu verankern. 

Sven: Man könnte auch noch eine Zielgruppe dazwischen benennen: Häufig sind das traditionelle Familienunternehmen, die durch diesen Generationsaspekt durchaus schon eine nachhaltige Strategie haben, aber sich auf dem Weg dahin etwas verlaufen haben. Die bringen wir dann wieder in die Spur. 

 

Was bedeutet für Euch denn Purpose“ oder „purpose-getrieben“? 

Sascha: Das ist der Mehrwert, den jemand oder auch ein Unternehmen für die Gesellschaft erbringt. Wenn Unternehmen auf der Suche nach ihrem Purpose sind, sollten sie sich zwei Fragen stellen: „Was braucht die Welt tatsächlich?“ und „Was können wir hier sehr gut?“. In der Schnittstelle dieser beiden liegt der Purpose des Unternehmens. Uns geht es dabei um echte Lösungen für relevante Probleme unserer Gesellschaft. Wir haben keinen Bock auf Unternehmen, die sich nur aus Marketingzwecken einen „Purpose verpassen“ wollen, weil es gerade alle machen. 

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Der Unternehmensname „WHYAHEAD” ist zum einen durch dieses Video entstanden, in dem es um die Suche nach dem Warum“ geht, sowie zum anderen aus dem englischen Ausdruck „way ahead“, also „weit voraus“.

 

Der Purpose in der Zielhierarchie

 

In Unternehmen gibt es klassischerweise auch eine Vision sowie Mission in der Strategie. In welchem Verhältnis steht der Purpose dazu? 

Sven: Das ist ganz klar eine Ergänzung zur bisherigen Zielhierarchie. Die Vision drückt aus, wohin ein Unternehmen will. Die Mission beschreibt, wie ein Unternehmen dahin kommen will. Und der Purpose sagt aus, warum ein Unternehmen tut, was es tut. Wenn die Antwort darauf einzig und allein „Profit“ ist, dann ist es unserer Ansicht nach kein purpose-getriebenes Unternehmen, denn das bringt die Gesellschaft oder Umwelt nicht weiter. 

 

Wenn sich jemand aus der Beratung oder aus einer Agentur selbständig macht, ist es durchaus üblich, dass ein paar der bisherigen Kunden „mitgenommen“ werden. Es klingt, als wäre das bei Euch eigentlich nicht möglich gewesen, da ihr Euch von den Meisten distanzieren wollt? 

Sascha: Ja, das hat es tatsächlich schwierig gemacht. Normalerweise ist die Devise: Ich nehme Kunde XY mit und der deckelt schon einmal meine Kosten, während ich in die Neukundenakquise gehe. Das ging bei uns absolut nicht. Die Unternehmen, für die wir gearbeitet haben, passen nicht in unser Portfolio. Wir sind bei Null gestartet. 

Sven: Wir haben zum Glück anfangs ziemlich zeitgleich drei Kunden gewinnen können: Circolution, die wollen Plastik aus dem Lebensmitteleinzelhandel verbannen. Die haben wir im Coworking Space WeWork kennengelernt. Krömer fertigt individuelle Fahrradrahmen und Fahrräder und Bettervest ist eine Crowdinvesting-Plattform für nachhaltige Geldanlagen. 

 

Sven, du hast im Jahr 2015 deine Masterarbeit über das „Werbeagentur-Modell 2025“ geschrieben beziehungsweise es entwickelt. Seid ihr mit WHYAHEAD bei diesem Zukunftsmodell gelandet? 

Sven: In Teilen ja. Damals ging es hauptsächlich darum, wie sich Agenturen positionieren sollten und um prozessuale Themen. Wie wir uns mit WHYAHEAD aufgestellt haben, deckt sich damit schon. Aber wir haben das ganze natürlich ergänzt durch die sehr entscheidende Komponente von Impact. Wir sind eben keine Werbeagentur, wir sehen uns als kreative Unternehmensberatung, die den Wandel der Welt beschleunigen will. 

 

Das Interview führte Gesine Wagner.

Du willst mehr erfahren? www.whyahead.com 

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Bei unserer BEST EXCELLENCE Winter School 2022 waren Sven und Sascha Referenten des Webinars „Power of Purpose – von der Gründung bis zur Customer Journey“:

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